wie man auf facebook nicht die welt rettet. oder: eine einzelne geschichte macht noch kein vollständiges weltbild.

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Ich habe tagelang nach einer angemessenen Antwort auf die unzähligen Bilder auf Facebook gesucht, in denen Whitney Houstons Tod mit dem hungernder Kinder in „Afrika“ verglichen wird. Angeklagt werden die, denen der unnötige Tod einer suchtkranken Frau – und Erfahrungen in meinem Umfeld haben mir gezeigt, dass sich niemand aus Spaß an der Freude eine Sucht „zulegt“ – vorgeblich näher geht als das Unrecht auf der Welt, stellvertretend dargestellt durch den Hungertod „afrikanischer“ Menschen. Mir erschließt sich bis jetzt nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat, und warum eine Beileidsbekundung, die innerhalb von Sekunden auf Facebook veröffentlicht werden kann, jeglichen Postenden davon abhalten soll, über die Dinge nachzudenken, die Unrecht sind, die falsch laufen und wütend machen.

Und überhaupt bin ich mir nicht sicher, warum an dieser Stelle noch einmal das Bild des hungernden Kleinkindes/hungernder Kleinkinder aus „Afrika“ benutzt wird (noch dazu ohne jeglichen Informationsgehalt zu aktuellen Entwicklungen zu liefern). Warum weist denn niemand darauf hin, dass sich Menschen in Griechenland gerade gezielt mit dem HI-Virus anstecken, um ihrer finanziellen Misslage zu entgehen? Was ist mit den Menschen, die tagtäglich in Syrien sterben? Was ist mit denen, die auf dem Weg nach Europa ertrinken oder verhungern? Unzählige Geschichten verdienen unsere Aufmerksamkeit und die unserer Medien. Eine Kritik an der Schieflage der Berichterstattung in den deutschen Medien ist die einzige Kritik, die für mich nachvollziehbar scheint. Aber warum hat sich niemand aufgeregt, dass die Welt scheinbar still stand, als im britischen Königshaus geheiratet wurde? Hätte das denn die Romantik zerstört?

Mir ist bewusst, dass diese Bilder nicht in böser Absicht gepostet werden und zum Nachdenken anregen sollen. Und doch wünsche ich mir einen Umgang, der vom klischeehaften Afrika Abstand nimmt. Dabei geht es nicht um Verharmlosung, sondern um Differenziertheit im Umgang mit einem Kontinent, der aus 54 Staaten besteht und von etwa 1 Milliarde Menschen bevölkert wird. Afrika ist kein homogenes Gefüge.

Lange Rede, kurzer Sinn: eine der besten und eindringlichsten Darstellungen der Aspekte und Konsequenzen einseitiger, stereotyper Darstellungen stammt von Chimamanda Adichie in einem TED Talk aus dem Jahr 2007, der an Aktualität nicht verloren hat:

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