Die Diskussion ist nicht beendet, das ZDF sitzt aus und ich hab‘ in den letzten Tagen noch ein paar kontextbedingte Newcomer-Argumente gelesen, die ich aufgreifen möchte:
Was mache ich, wenn meine Tochter später mal Jim Knopf spielen möchte?
Schiebermütze aufsetzen, roten Pulli und blaue Hose anziehen. Sollte es an Alternativen mangeln, ist das auch kein Grund zur Verzweiflung.
Wenn ich mich als Obama verkleiden will, reicht nun mal ein Anzug nicht aus. Es kommt immer auf die markanten und allseits bekannten Merkmale der Figur an, die ich darstellen will.
Die Grundannahme, dass Karneval weniger lustig wird, weil ein weißer Mann sich nicht mehr als Obama verkleiden kann ist allein durch die Existenz Hans-Peter Friedrichs obsolet.
Ansonsten helfen „Not bad“-Face und verschränkte Arme auch bei der Identifikation. Es wäre außerdem möglich, sich das Gesicht nach Hope“-Manier zu schminken. Tutorials gibt’s überall. It’s magic!
Für das nächste „Aber..“ gilt:
Wearing blackface for Halloween isn’t how you dress up as a black person. It’s how you dress up as a racist.
— CC:Indecision (@indecision) October 28, 2013
Mir ist schon klar, dass es eine Menge schwarzer Schauspieler in Deutschland gibt.
Aber stell dir doch mal folgendes Szenario vor,
ein Regisseur will ein Stück aufführen, in dem ’ne Zahl x schwarzer Figuren enthalten ist,
nun finden sich aber nicht genügend schwarze Schauspieler, weil sie zum Teil zum selben Zeitpunkt in ’stereotypen Rollen‘ in anderen Stücken mitwirken, weil sie grade Urlaub machen, weil ihnen das Stück nicht zusagt, weil sie den Fahrtweg nicht auf sich nehmen wollen etc.
An dieser Stelle der Aufruf an alle Lesenden: solltet Ihr ein Theaterstück / einen Film kennen, zu dessen Produktion >50 Schwarze HauptdarstellerInnen benötigt werden, bitte kontaktiert mich. Ansonsten kann ich mir aber auch nicht vorstellen, dass es in diesem Fall nicht genügend Schwarze Menschen gibt, die Statistenrollen ohne schauspielerische Ausbildung ausfüllen könnten.
Kümmert euch doch mal um den echten Rassismus.
Der hier ist wirklich wichtig, deshalb an dieser Stelle eine Linksammlung, die ich so auch schon irgendwo bei Facebook hinterlassen habe. Was da passiert, ist eine sogenannte Mikroaggression, Und über diese Mikroaggressionen, wie zB in diesem Fall, wenn gefordert wird, dass die Menschen sich das Gesicht schwarz anmalen, wird die Existenz Schwarzer Menschen, auch Schwarzer Deutscher, ausgeklammert. Es gibt sie nicht. Was das in der Masse der Vorkommnisse ausdrückt ist: „Du gehörst nicht dazu, bist nicht deutsch, völlig egal ob du hier geboren wurdest.“ Eine Präsentation über „Death by a 1000 Paper Cuts“ habe ich im letzten Post zum Thema schon verlinkt.
Weiterführende Informationen zum Thema:
– Unmasking ‚racial micro aggressions‘ (American Psychological Association)
– Examples of Racial Microaggressions (I & II) (American Psychologist)
– Shit some white Germans say to black Germans (YouTube: sidneyvlog)
– Shit some white Germans say to black Germans (Part 2) (ebd.)
– Meet Your First Black Girlfriend (YouTube: Smoothiefreak)
– 21 Racial Microaggressions You Hear On A Daily Basis (Buzzfeed)
Aber IHR seid doch die eigentlichen Rassisten!
Achnee, komm. Lewis’s Law, aber für Rassismusdebatten.
(Den Titel und hab‘ ich von Jens von Urban Tree Music übernommen. Danke dafür!)