Eigentlich ist es denkbar einfach. Man braucht zunächst das erste Kapitel aus einem Marketing-Handbuch der 1950er Jahre [Anm. v. Captain Obvious: „Sex Sells“] und kombiniert das dann mit ein wenig interaktivem Schnickschnack (in diesem Fall: die Pfeiltasten nach links und rechts). Fertig ist „Boobies Trap“. Ein ganz großer Wurf aus dem Hause Mentos.
Ziel des Spiels ist es, einer „heißen Brünetten“ möglichst lange auf die Brüste zu starren ohne sich dabei erwischen zu lassen. Zu den verfügbaren „Extras“ gehört unter anderem eine Sonnenbrille, die „unsichtbar“ macht (Newsflash, Leute: ihr seid nicht Frodo, den gruseligen Vibe versteckt auch keine Sonnenbrille) und eine Kamera, mit der Fotos von der Dame gemacht werden sollen („Vorsicht: Sobald sie den Blitz bemerkt, wird die Brünette sehr schnell auf dich aufmerksam.“).
Ich frage mich, wie immer, wie so eine Aktion mehrere Entscheidungsinstanzen übersteht. Liest da niemand die Projektzusammenfassung? Wird der moralische Kompass ausschließlich für wackelige Tische benutzt?
Selbstverständlich ist die Provokation kalkuliert. Überproportional häufig sind aber Frauen von sexualisierter Werbung betroffen. Und in diesem Fall wird zugleich auch noch übergriffiges Verhalten inklusive unerlaubtem Fotografieren normalisiert.
Im Grunde ist das als Aufruf zu sogenannten Creepshots zu verstehen:
Bereits seit Jahren wird das unerkannte Fotografieren von Frauen als regelrechter Sport betrieben. Reddit schloss die Subreddits /r/creepshots und /r/creepsquad bereits im Jahr 2012. Das Problem bleibt. Und dass weibliche Körper ohne Kompromisse als für die Öffentlichkeit bestimmt gelten wurde zuletzt im Rahmen der Veröffentlichung zahlreicher privater Fotos weiblicher Prominenter deutlich.
Einen Vorschlag für die perfekte Catcalling-Simulation hätte ich da noch:
Vielleicht könnte in unregelmäßigen Abständen Rainer Brüderles Kopf hinter einem der Sitze auftauchen. In diesem Moment muss dann ↓ gedrückt werden, woraufhin ein lautes Pfeifen, wahlweise Johlen, ausgelöst wird.
Bleibt festzuhalten:
Hallo Mentos, #ichkaufdasnicht.
[Update]
Auch die Mädchenmannschaft hat sich des Themas angenommen.
[Update 2]
Inzwischen hat Mentos sich zu Wort gemeldet:
Das ist natürlich fast ein bisschen geschickt. Der Gaffer wird am Ende ja bestraft! Nur, dass er eben nur dann bestraft wird, wenn er erwischt wird. Und eigentlich auch nicht. Schließlich wird am Ende ausgerechnet die Person belohnt, die möglichst lange unerkannt auf die Brüste der „heißen Brünetten“ starrt. Die Kommunikation innerhalb des Spiels ist auf das Anstarren ausgerichtet und wird eben nicht kritisch hinterfragt. Im Gegenteil, durch die zuvor erwähnten Extras erhalten Spielende noch zusätzliche Werkzeuge, ihr Gegenüber zu objektifizieren.
[Update 3]
Das Spiel ist inzwischen offline.
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