armut nachspielen im shanty-town-hotel bloemfontein

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By Rachel from London, UK (Kliptown) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

By Rachel from London, UK (Kliptown) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Im Rahmen zunehmender Urbanisierung, der Verknappung bezahlbaren Wohnraumes und extremer Einkommensunterschiede in der Bevölkerung wächst der Anteil der Menschen, die in städtischen Shanty Towns (bzw. Favelas, Villas Miserias, je nach lokaler Bezeichnung) leben.
Seit einigen Jahren verschlägt es vor allem Volontouristen in solche Wohngegenden. Wohlhabende, denen das dann doch einen Tick zu authentisch ist, können im Emoya Luxury Hotel & Spa zum Preis eines Monatseinkommens eines südafrikanischen Hausangestellten in einer Wellblechhütte nächtigen, Zitat:

This is the only Shanty Town in the world equipped with under-floor heating and wireless internet access!

Fußbodenheizung und WLAN. Elektrizität gibt’s auch durchgängig. Quasi die Light-Version (lässt sich „light“ im Marketingvokabular eigentlich steigern?) prekärer Lebensverhältnisse, ganz ohne die Probleme, die zum Beispiel ein fehlendes Abwassersystem – nicht nur olfaktorisch – mit sich bringt. Oder das Fehlen elektrischen Lichts, das häufig noch durch Kerosinlampen ersetzt wird, die allerlei Gefahren mit sich bringen. Das Werbefilmchen des Hotels erinnert dann auch eher an einen Hybriden aus Poverty Porn und dem bis heute gut laufenden Verkaufsschlager „Edler Wilder“. Allerdings nur in materieller Form, mit Feuertonnen und leicht eingebeultem Kochgeschirr. (Zukunftsvision: wenn die Hologrammtechnik irgendwann so bezahlbar ist, dass sie nicht nur eingesetzt wird, um Tupac auf die Festivalbühnen der Welt zu bringen, kommt der Ethnotourismus auch ohne echte Menschen aus, die authentische™ Rituale aufführen).

Africa is a Country hat sich der Thematik ebenso angenommen wie Business Day (unter Bezugnahme auf Slavoj Žižek) und auch Stephen Colbert [Video].

Ich rechne noch damit, dieser Tage über ein Individualreisebüro zu stolpern, dass mit einem Slogan wie „Machen Sie es wie Günther Wallraff, erleben sie Armut hautnah“ wirbt. Sachdienliche Hinweise nehme ich selbstverständlich gern entgegen.

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