-
Vorab: Natürlich sind 12 Tote im Zusammenhang mit den Wahlen in Kenia in Mombasa und Kilifi nicht mehr oder weniger als 12 Tote zuviel. Im Folgenden soll jedoch das Narrativ internationaler Medien im Kontrast zu dem kenianischer Social-Media-Nutzer betrachtet werden. Das bedeutet nicht, dass genannte Vorfälle relativiert sondern vielmehr in einen Zusammenhang gesetzt werden sollten.Ein Blick auf die deutsche und weitere internationale Massenmedien lässt vermuten, dass man sich nach Eskalationsmeldungen geradezu verzehrt. Das gängige Narrativ richtet sich an der alten Journalistenweisheit „If it bleeds, it leads“ aus. In besorgt-paternalistischem Ton erwartet man Gewaltausbrüche, „Stammeskämpfe“ und Dinge, die man sich gar nicht auszumalen wagt. Da meint man, der Wahlbeginn sei „von Gewalt überschattet worden“ (Spiegel), im „verwaisten“ Uhuru Park Nairobis traue sich an einem Montag morgen niemand, spazieren zu gehen (möglicherweise steht der ein oder andere Einwohner Nairobis ja in einer der langen Schlangen an, man kann nur spekulieren)(FAZ), und auch Bartholomäus Grill, Veteran der Afrikaberichterstattung, dessen letzte Wortmeldungen in der deutschen Presse mehrere Monate zurück liegen, sorgt sich im Spiegel um den Frieden in der ostafrikanischen Küstennation.Nur einige wenige Medien scheinen sich dem Trend nicht fügen zu wollen. Im Guardian findet sich inzwischen eine relativ ausgewogene Berichterstattung, die sowohl die isolierten Fälle gewalttätiger Übergriffe, als auch die hohe Wahlbeteiligung einbezieht. Al Jazeera sucht per Twitter-Aufruf nach kenianischen Stimmen zur Wahl. Man ist aufgefordert, die eigenen Erfahrungen über eine kostenlose Hotline zu schildern. Leider gilt das nur für Kunden von Safaricom. Und dennoch ist es ein Versuch, das Storytelling denen zu überlassen, die heute zur Wahl aufgerufen sind.
-
-
Die Rechnung internationaler Medien geht dank der Agency engagierter Kenianer jedoch nicht auf. Auf gängigen Social Media Plattformen ruft man zum friedlichen Ablauf der Wahlen auf, verbreitet via Smartphone Witze oder tauscht Fotos von der „eigenen“ Warteschlange aus.
-
#Kenya!! You make me smile today. Let’s keep the peace even after the elections. Much love!! @kenyanpundit #Kenyadecides
-
It’s not in vain that you stand and wait to vote.It’s our country and we have to participate in this key process.Be encouraged #KenyaDecides
-
Eine der Änderungen, die man zum Anlass der diesjährigen Wahlen eingeführt hat, sind die Vorgaben für die Warteschlangen. Man ordnet nach Vor- statt wie zuvor Nachnamen.
-
queuing according to first names is a really good change. first names mix us up a little. surnames tend to cluster us. #kenyadecides
-
Kenias Twitter-Community zeigt sich unbeeindruckt bis empört über die internationale Berichterstattung, vor allem über die CNN sowie den Twitter User Stuart Norval (@stuartf24), der offenbar für Frankreichs Nachrichtensender France 24 tätig ist.
-
BREAKING: Foreign reporters clash in #Kenya amid growing scarcity of bad news. #kenyadecides
-
Unterdessen hat man Stuart Norval sogar ein eigenes Hashtag gewidmet: #PicturesforStewart. Dort sammelt man aufopferungsvoll Sensationsmeldungen für gierende internationale Medien:
-
Nachrichten an CNN werden unter #SomeoneTellCNN gesammelt.
-
#TweetLikeAForeignJournalist Fears as millions fall asleep before final results get released in Kenya. @stuartf24 #SomeOneTellCNN @NimaCNN
-
Derweil wurden die Öffnungszeiten der Wahllokale angesichts der Schlangen vor selbigen und der hohen Wahlbeteiligung von etwa 70% verlängert. Aussagen der Independent Electoral and Boundaries Comission zufolge will man abwarten, bis die Wahlen abgeschlossen sind.
-
Weiterführende Links:
#kenyadecides auf Twitter#PicturesforStuart auf Twitter#SomeoneTellCNN auf TwitterHow to (not) report on Kenya’s elections bei Africa is a CountryKenyan elections through the lens of global media von Kenya Ni KwetuWahl-Liveblog bei Al Jazeera
#kenyadecides – Medien-Bias vs Social Media storified
4. März 2013 | Keine Kommentare