Wie sieht es mit dem Altruismus gegenüber syrischen Flüchtlingen nun aus, wenn man das Ganze ins Verhältnis zu anderen Staaten, die ebenfalls Menschen aufgenommen haben, setzt? Der Frage widmet sich die grüne Fraktion im EU-Parlament: How Europe is „helping“ two million Syrian refugees.
Malala Yousafzai wurde 2012, ebenso wie 2 weitere Mädchen, in einem Bus auf dem Rückweg von der Schule von Taliban angeschossen. Sie ist für den diesjährigen Friedensnobelpreis nominiert, der morgen vergeben wird.
Im Interview hinter lässt sie den sonst eher bissigen Jon Stewart mittelschwer sprachlos. Teil 2 und 3 des sehenswerten Interviews gibt es ebenfalls auf der Daily-Show-Website. Nur das Adoptionsangebot hätte er sich gut und gerne sparen können.
Bild: Asylbewerber in einer Sammelunterkunft in Gauting (Bayern, Deutschland), 1993 Andreas Bohnenstengel CC-BY-SA-3.0
Das bayerische Sachleistungssystem sieht vor, dass Asylbewerbern statt Geld alle notwendigen Güter – vor allem also Lebensmittel, Hygieneartikel und Kleidung – in Form von Gutscheinen oder Paketen zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich erhalten sie monatlich etwas Bargeld. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes wurden die Sätze 2012 zum ersten Mal nach einem Zeitraum von 20 Jahren erhöht.
Einige Landkreise wickeln die Versorgung – trotz der Möglichkeit der Bargeldauszahlung oder Vergabe von Gutscheinen – über Lebensmittelpakete ab. Die Auswahl ist sehr begrenzt, die Ware manchmal abgelaufen, der logistische Aufwand eigentlich unnötig. Der Landkreis Erding wählte einen anderen Weg und ließ einen Laden einrichten, in dem die Flüchtlinge sich zwei Mal in der Woche ihre Lebensmittel selbst aussuchen konnten. Leider wies auch dieses System einige Schwachstellen auf, wie die Süddeutsche bereits im vergangenen Jahr berichtete. So war der Laden nur 2 Mal in der Woche vormittags für jeweils 3 Stunden geöffnet und auch der Transport der Lebensmittel in die dezentralen Unterkünfte der Flüchtlinge gestaltete sich teils schwierig. Der Integrationsgedanke geht in diesem Parallelsystem auch verloren. Inzwischen hat ein zweiter Shop eröffnet.
Inzwischen werden die 190 Asylbewerber des Kreises zusätzlich nach einem ähnlichen System eingekleidet: 2 Mal im Jahr stellt eine Firma einen Fundus an saisongerechter Kleidung bereit, aus dem sich die Flüchtlinge alles Nötige nach festgelegtem Budget aussuchen sollen.
Allerdings: Dass jeder genügend Kleidung in der richtigen Größe erhält, scheint nicht gewährleistet. Zusätzlich habe es Beschwerden über die Qualität der Textilien gegeben.
Eigentlich hatte Bayerns Sozialministerin Haderthauer nach den Flüchtlingsprotesten im Freistaat in den vergangenen Monat nicht nur einen umstrittenen Passus aus dem Gesetz des Landes streichen lassen, sondern sich auch öffentlich für eine Abkehr von Gutscheinen und Paketen hin zu Bargeldauszahlungen ausgesprochen. Bisher scheint es allerdings beim bloßen Lippenbekenntnis geblieben zu sein.
In Bad Soden soll eine Unterkunft für Asylbewerber entstehen. Die Bewohner des Ortes (Tolstoi war da mal zur Kur und befand wohl, dass das Nest als einer der Schauplätze in „Anna Karenina“ ganz brauchbar sei, sonst gibt’s neben Sodener Weintagen und Weihnachtsmarkt nicht allzu viel Aufregendes zu berichten) zählen im Grunde die gleichen diffusen Ängste auf, denen man schon in den letzten Wochen in etlichen Beiträgen zur neuen Unterkunft für Asylbewerber in Hellersdorf begegnet ist (Kriminalität und so). Da wird deutlich, dass Repressalien gegenüber Asylbewerbern kein distinktives Merkmal ärmerer oder bildungsferner Bevölkerungsgruppen sind, mögen sie auch in der Art und Weise, wie diese artikuliert werden, von einander abweichen.
Einen klaren Unterschied gibt es aber doch:
Während in Hellersdorf oft von Asylbewerbern, denen von staatlicher Seite so viel mehr geboten würde als ihnen (Stichwort: „Sogar ein Bobbycar!“), die Rede ist, äußert einer der gut situierten Bad Sodener die Angst, die Flüchtlinge könnten ihrerseits nach Wohlstand streben.
Flüchtlingen soll geholfen werden, aber bitte woanders.
60 Asylbewerber an einem Ort seien zuviel, meinen einige Bad Sodener. Und man könne sich auch nicht darauf verlassen, dass das Versprechen, man würde dort bevorzugt Familien unterbringen, eingehalten würde. Asylbewerber sollten dort untergebracht werden, „wo das soziale Umfeld nicht so krass unterschiedlich ist“. Dass unter den Flüchtlingen auch Akademiker sind, spielt dabei keine Rolle: ihr Einkommen, das sich unter dem Hartz-IV-Regelsatz bewegt, qualifiziert sie nicht als Nachbarn.
Helfen sei okay und sicher auch notwendig. Gerne aber fernab des eigenen Alltags. Mit der Option aufs Verdrängen.
Eine Studie der Universität von Michigan hat erst kürzlich gezeigt, dass überdurchschnittlich intelligente weiße US-Bürger zwar überwiegend differenzierten und angaben, dass niemand auf Grund der Hautfarbe benachteiligt werden dürfe, sie aber praktische Ansätze zum Abbau struktureller Diskriminierung mindestens ebenso wenig unterstützten wie weniger intelligente Menschen. Ob ähnliche Ergebnisse sich bei einer Untersuchung in Deutschland reproduzieren ließen, ist spekulativ, erscheint in diesem Zusammenhang aber nicht vollkommen abwegig.
Hilfsbereitschaft nach Belieben
Der Mechanismus ist ähnlich dem, der sichtbar wird, wenn über höhere steuerliche Belastungen für Wohlhabende diskutiert wird. Nicht selten wird in deren Gegenwehr dann argumentiert, dass man selbst ja reichlich Geld für wohltätige Zwecke spende.
Der Subtext: „Ich möchte mir aussuchen, wer von meinem Geld profitieren darf“. Mit Solidarität hat das wenig zu tun, denn unterstützt werden nur ausgewählte Organisationen. (Sehr schön sichtbar am Beispiel der Initiative „Giving Pledge“ von Ted Turner, Warren Buffet und Bill Gates: hier, hier und zu den Konsequenzen des Engagements der Bill & Melinda Gates Foundation für geförderte journalistische Projekte hier)
Bleibt zu hoffen, dass unter den Bad Sodenern auch viele sind, die wie Renate Richter denken.
Azie Myra Dengey hatte gerade ihr Studium abgeschlossen, als sie den Job annahm, der die Grundlage für diese Serie werden sollte. Auf einem ehemaligen Landsitz George Washingtons schlüpfte sie in die Rolle Lizzy Maes, einer Sklavin Washingtons.
Der Nebeneffekt: ein Haufen ignorant-naiver bis gänzlich doofer Fragen, die sie gesammelt hat und jetzt für „Ask a Slave“ der Reihe nach beantwortet. Nicht ohne eine große Kelle Zynismus. Bisher sind 2 Episoden veröffentlicht worden:
Wir können uns aktuell kaum über einen Mangel an Möglichkeiten, über die die eigene politische Haltung mit denen der Parteien abgeglichen werden kann (sprich: Wahl-o-Mat-Klonen), beschweren. Die Wahlhelferwerkzeuge von bpb, Süddeutscher Zeitung und Abgeordnetenwatch bilden jeweils weite politische Felder ab.
Neu dabei ist auch das WahlNavi, entstanden aus einer Zusammenarbeit der Initiative DeutschPlus e.V. und dem MiGAZIN. Die Funktionsweise ist bekannt wie bewährt, behandelt werden allerdings ausschließlich die Themenfelder Migration und Integration, vielleicht (hoffentlich) auch in Abstimmung mit den Wahlprüfsteinen des MiGAZINs und der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. Leider sind nur die Parteien dabei, die derzeit im Bundestag vertreten sind. Piraten und auch die AfD, die zuletzt einige Prozentpunkte gewinnen konnten, fehlen gänzlich. Zu empfehlen ist dieses Instrument nichtsdestotrotz, gerade weil wichtige Schwerpunkte, wie das Wahlrecht für Migranten, Residenzpflicht, anonyme Bewerbungsverfahren und die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse sonst nirgends so umfassend behandelt werden. Wünschenswert wären allerdings auch hier nähere Erläuterungen für Menschen, die sich bisher nicht eingehender mit diesen Dingen beschäftigt haben.