16. Dezember 2013
von Karolin
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leave markus alone!

Nachfolgend ein Bouquet altbekannter Relativierungen rassistischen Handelns. Aktuell in der Auflage „Markus Lanz findet das nicht rassistisch, ihr macht das ja sowie so nur, weil ihr den Lanz doof findet. Weiter so, Markus!“

Und wenn ich eine schwarze Strumpfhose anziehe, ist das dann auch Blackfacing, nur für die Beine??

Trägst du die alltäglich, um dich als Schwarze Person zu verkleiden? Wenn nicht, alles safe. Weiter machen. Gleiches gilt für schwarze Autos und eine fanatische Vorliebe für Nutella (wenn die Schmierspur den Haaransatz erreicht, wird es da allerdings langsam kritisch, also vor dem Verlassen des Hauses lieber noch mal das Gesicht waschen).

Im afrikanischen Fernsehen müsste man zu weißer Schminke aufrufen.

Ja. Damit dann dort die „rühmliche“ Vergangenheit der systematischen Versklavung, Ausbeutung und kontinuierlichen Erniedrigung der Bevölkerung des europäischen Kontinents noch einmal angemessen zelebriert werden kann? Oder wie?

Was wäre die Alternative gewesen? Markus Lanz hätte vielleicht sagen sollen, „bitte gehen Sie im örtlichen Asylbewerberheim vorbei und besorgen sich für die Saalwette einen kleinen dunkelhäutigen Jungen, denn wenn sich jemand schwarz anmalt, ist das Rassismus!“

Autor Christian Zechel ist GMX-Redakteur. In der Redaktion vermutet scheinbar niemand, dass in Augsburg Schwarze Menschen außerhalb von Asylbewerberheimen leben könnten. Allein unter Berücksichtigung der Tatsache, dass auch Einheiten der Army über Jahrzehnte in der Stadt stationiert waren und der Anteil Schwarzer Soldaten in den US-Truppen 2009 bei etwa 20% lag, ist die Argumentation schon nahezu grotesk. Die Annahme, dass Schwarze Menschen in der Bundesrepublik eher in Flüchtlingsheimen anzutreffen sind als im REWE um die Ecke oder an der Uni (14% der Studierenden an der Universität Augsburg kommen aus anderen Ländern, do the math), ist erschreckend weit verbreitet.
Der Versuch, mit rassistischen Stereotypen argumentieren zu wollen, dass etwas ganz bestimmt nicht rassistisch gemeint war, funktioniert halt doch nicht so richtig gut.

Kümmert euch doch um wichtigere Sachen.

Wir neumodischen, gut vernetzten Hypergutmenschen sind ja in der Lage mehrere Eisen im Feuer zu haben. Die Annahme, dass ein Tag oder auch eine Woche Blackface-Bullshitbingo spielen dazu führt, dass engagierte Menschen sich den Rest des Jahres erschöpft in eine Waldhütte zurückziehen um Kraft für die nächste Diskussion zu sammeln, trifft meistens so nicht zu. Obwohl der entsprechende Impuls auch ab und zu mal da ist, angesichts soviel empathiefreien Festhaltens an Rassismen.

Mal abgesehen davon: Death by a thousand paper cuts.

Wenn das Ganze bei „Joko & Klaas“ passiert wäre, hätten die gleichen Leute, die jetzt „Rassismus!“ schreien, es cool gefunden und satirisch und kulturpessimistisch und so. Wetten?

Noch mal Zechel. Wetten, dass Rassismuskritik nicht an den vermeintlichen Sympathiepunkten der Akteure ausgerichtet wird? Vor Kritik an sexistischen Handlungen jedenfalls sind die beiden oben genannten Herren nicht verschont geblieben.

Ein Klassiker zum Schluss:

Also ICH seh da keinen Rassismus.

Achso, ja dann. Mach halt die Augen auf, Mensch..

Fazialpalmierung

Weiterführende Links in der Sammlung:
– Menschen, die das „Wetten, dass…?“ Blackfacing gutheißen (Shehadistan)
– Hilfe für Wetten Dass?! – Blackfacing ist rassistisch (Kotzendes Einhorn)
– Blackface bei „Wetten, dass…“ (Anatol Stefanowitsch, ebenfalls mit Linkliste)
– Aber IHR macht Jim Knopf zum Opfer (Ali)
– Irgendwo ist immer Afrika… – Blackface in DEFA-Filmen (bpb)
– „Wetten, dass…?“: Schwarz angemalt und Spaß dabei (Hamburger Abendblatt)
– Wetten, dass…? Blackface in Augsburg gut ankommt? (Erbloggtes)
Du bist nicht Rappaport und auch nicht Jim Knopf… (Me, Myself and Child)

 

[Update 18.12.2013]
Teil 2 HIER

16. Dezember 2013
von Karolin
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montag

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(via KTZN)

 

15. Dezember 2013
von Karolin
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usoni: lampedusa umgekehrt

2062. Europa ist nicht mehr bewohnbar. Die afrikanischen Staaten schließen die Grenzen. Nur Ausgewählten steht die Tür zu einem Leben offen, das einer Chance auf eine Zukunft gleich käme:

Created by Marc Rigaudis of the United States International University in Nairobi, the film casts Africa as an oasis – the only place where the sun continues to shine. It follows a young couple who embark on a dangerous journey to reach the continent but before their dream can be realised, they must overcome the worst of humanity and beat impossible odds.

Trailer:

Derzeit warten Rigaudis, Regisseurin Cherie Lindiwe und Produzent Denver Ochieng darauf, dass „Usoni“ von einem Sender gekauft wird.

Mehr:
Kenya sci-fi series imagines European immigrants fleeing to Africa
CEO Weekends: Kenyan Sci-Fi TV Series Predicts What Will Happen To Africa In 2062

15. Dezember 2013
von Karolin
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british library: mehr als 1 million bilder auf flickr commons released

Die British Library hat mehr als 1 Million Scans auf Flickr gespült. Dabei handelt es sich vor allem um Bilder aus Büchern des 17., 18. und 19. Jahrhunderts.

We have released over a million images onto Flickr Commons for anyone to use, remix and repurpose.
[…]
The images themselves cover a startling mix of subjects: There are maps, geological diagrams, beautiful illustrations, comical satire, illuminated and decorative letters, colourful illustrations, landscapes, wall-paintings and so much more that even we are not aware of.

Einen weiteren Nutzen hat das Ganze außerdem:

We plan to launch a crowdsourcing application at the beginning of next year, to help describe what the images portray. Our intention is to use this data to train automated classifiers that will run against the whole of the content. The data from this will be as openly licensed as is sensible (given the nature of crowdsourcing) and the code, as always, will be under an open licence.

Falls Ihr jetzt, wie ich, vor dem Screen sitzt und dreinblickt wie 4-Jährige vor der Carrerabahn, seien Euch auch folgende Seiten empfohlen:

National Archives – Today’s Document

National Geographic – Found

/r/historyporn

/r/oldschoolcool

(via The British Library)

14. Dezember 2013
von Karolin
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diese weihnachten: „the nsa is coming to town“

You’re making a list
they’re checking it twice
they’re watching almost every electronic device

Bitteschön, Weihnachtscontent!

(via Boing Boing)

13. Dezember 2013
von Karolin
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beyoncé + chimamanda ngozi adichie = awesomeness

Ich habe Adichies Ted Talk „We should all be feminists“ hier schon irgendwann einmal gepostet. Dementsprechend großartig finde ich, wie Beyoncé diesen in einem der Songs auf ihrem heute veröffentlichten Album aufgreift:


Der Auszug, der im Song verwendet wird:

We teach girls to shrink themselves
To make themselves smaller
We say to girls
“You can have ambition
But not too much
You should aim to be successful
But not too successful
Otherwise you will threaten the man”
Because I am female
I am expected to aspire to marriage
I am expected to make my life choices
Always keeping in mind that
Marriage is the most important
Now marriage can be a source of
Joy and love and mutual support
But why do we teach to aspire to marriage
And we don’t teach boys the same?
We raise girls to each other as competitors
Not for jobs or for accomplishments
Which I think can be a good thing
But for the attention of men
We teach girls that they cannot be sexual beings
In the way that boys are
Feminist: the person who believes in the social
Political, and economic equality of the sexes

Und – doppelt hält besser – der Ted Talk:

(Instagram via Okayafrica)

13. Dezember 2013
von Karolin
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ich wünschte..

socks

Ich auch!

(via Loading Artist)

 

12. Dezember 2013
von Karolin
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plädoyer für die liebe

go

Ich lebe in einer Wirklichkeit, in der es gilt, sich vor dem Verlieben und dem Verliebtsein zu schützen und geschützt zu werden. Weil das verletzbar macht. Weil etwas schief gehen könnte. Mir fallen unzählige Gespräche aus der letzten Zeit ein, die sich inhaltlich etwa genau so abspielten.

Zur Hölle damit.

Was ich nicht meine:
Dass Angst nicht berechtigt ist. Das Auf-die-Nase-fallen betrachtete ich von Zeit zu Zeit als meine olympische Disziplin. Meinem statistischen Grundverständnis nach vermute ich, dass unter Euch mindestens eine Person ist, die sich mehr als einmal im Leben gewünscht hat, dass sich daraus eine karriererelevante Kompetenz stricken ließe.

Und manchmal dauert Wunden lecken eben auch länger.

Aber ich habe gelernt:
Dass ich in 95% der Fälle irre werde, wenn jemand mit mir kochen möchte. Dass ich Goa und Speedcore etwas abgewinnen kann, mit House aber nie warm werde. Dass das Spektrum akzeptabler Schimpfworte um ein Vielfaches breiter ist, als ich zu denken pflegte. Dass sich Verlust und Schmerz gut zusammen schultern lassen, meistens. Dass Mix-CDs die besten Geschenke der Welt sind.

Und wenn alles nix war, dann wusste ich hinterher mindestens, was ich nicht will. Oder, was ich mir nie wieder gefallen lassen würde. Ich habe gelernt, rechtzeitig die Bremse zu ziehen.

Ich habe gelitten. Und gelernt.

Folgendes Zitat stammt aus dem RSA-Talk, den ich gestern verlinkte:

Vulnerability isn’t good or bad. It’s not what we call a dark emotion, nor is it always a light, positive experience. Vulnerability is the core of all emotions and feelings. To feel is to be vulnerable. To believe vulnerability is weakness is to believe that feeling is weakness. To foreclose on our emotional life out of a fear that the costs will be too high is to walk away from the very thing that gives purpose and meaning to living.

Überhaupt: Wie soll irgendetwas gut werden, wenn es schon im ersten Schritt gar nicht „werden“ kann?

 

Also:
Ahoi, bis zum nächsten Herzschmerz.

otten

12. Dezember 2013
von Karolin
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schnippsel vom 12.12.2013: türkisiert, mundpropaganda, glenn greenwald, bundesdatenschutzbeauftragter

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Türkisiert [Özlem Gezer, Spiegel]

Wenn deine Eltern Migranten sind, heißt es auf Deutsch eigentlich nur, dass du keine Privatsphäre hast. Es gibt keine Hemmschwelle. Keine Frage, die man dir nicht stellen darf. Oder wurden Sie auf einer Party schon mal gefragt, ob Sie Männer mit oder ohne Vorhaut bevorzugen? Drei Minuten nach dem Handschlag tauchen die Deutschen ein. In deine Religion. Deine Familie. Dein Schlafzimmer. Schlägt dich dein Vater? Oder schlägt er nur deine Mutter?

Glenn Greenwald: What I’ve learned [Tom Junod, Esquire]

Ultimately the reason privacy is so vital is it’s the realm in which we can do all the things that are valuable as human beings. It’s the place that uniquely enables us to explore limits, to test boundaries, to engage in novel and creative ways of thinking and being. Only if we feel free of the kind of judgmental eyes of others are we able to try different things out, to experiment, to evolve, to free ourselves of mores that are imposed on us or conventional orthodoxies about how we’re supposed to behave and think. And that, ultimately, is what is most valuable about being human: to be able to create new ways of thinking and being.

Dieser Mut ist absolut männlich? [Jonas Weyrosta, Der Freitag]

Über die Aktion „Mundpropaganda“ in der GQ, die heterosexuelle Inszenierung schwuler Küsse und hungernde Kinder in Afrika als deutsches Erziehungsinstrument.

Aufgeweckt: Deutschland ohne Datenschutzbeauftragten – eine Kampfansage an den Rechtsstaat [Andreas Weck, t3n]

Am 17. Dezember endet die Amtszeit des Bundesdatenschutzbeauftragten (ein bestechendes Beispiel der Möglichkeiten der Wortkomposition im Deutschen) Peter Schaar. Eine Nachfolge ist nicht sicher, die jetzt als Kandidatin gehandelte Andrea Voßhoff (CDU) glänzte in der Vergangenheit unter Anderem durch ihre Zustimmung zu Internetsperren, zum BKA-Gesetz und der Vorratsdatenspeicherung.

 Der Stuhl einer der wichtigsten Instanzen zur Geheimdienstkontrolle bleibt während der Regierungsbildung wohl unbesetzt. Das ist nicht nur verfassungswidrig, das ist eine Hinhaltetaktik für jede weitere Aufklärungsarbeit und nicht zuletzt eine weitere Kampfansage des Innenministeriums an Kritiker des weltweiten Spähskandals.

12. Dezember 2013
von Karolin
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laura mvula – she

She’s tired, but she don’t stop.